Nicht erst seit Kurzem, sondern schon seit mehreren Jahrzehnten steht die Wirksamkeit der Hanfpflanze im Gespräch: Während die einen mit Hanf lediglich schädlichen Drogenmissbrauch assoziieren, schwören die anderen auf die heilenden Kräfte einiger Bestandteile der Pflanze. Viele Bürger wissen jedoch nicht so recht, wo die Grenze der Legalität aufhört und wo illegales Verbrechen beginnt. Was ist erlaubt und sogar gesundheitsfördernd? Und von welchen Substanzen sollte man dagegen lieber die Finger lassen?
Die Geschichte der Nutzpflanze Hanf
Die Hanfpflanze (auch Cannabis genannt) ist eine Pflanzengattung innerhalb der Familie der Hanfgewächse. Aus den einzelnen Pflanzenteilen können sehr verschiedene Produkte hergestellt werden – beispielsweise Seile aus den Stängeln, Speiseöl aus den Samen oder auch Marihuana aus den Blättern. Hanf zählt zu den ältesten Nutz- und Zierpflanzen der Menschheit und hat dementsprechend eine lange Entwicklungsgeschichte hinter sich.
Der Beginn der jahrtausendealten Hanfwirtschaft wurde in China gelegt: Bereits um etwa 2.800 v. Chr. drehten die ersten Chinesen Seile aus Hanffasern und um etwa 100 v. Chr. nutzen die dort lebenden Menschen die Fasern der Pflanze auch zur Papierherstellung. Mit der Zeit verbreitete sich die Pflanze aufgrund ihrer robusten und vielfältigen Eigenschaften über die ganze Welt. Im 17. Jahrhundert – zu den Hochzeiten der Segelschifffahrt – erlebte der Hanf in Europa seine Blütezeit. Nahezu alle Schiffsegel und weiteren Seefahrerutensilien wurden durch die hohe Reiß- und Nassfestigkeit aus Hanf gefertigt, weshalb sich die Nutzpflanze bis ins 18. Jahrhundert zu einem der wichtigsten Rohstoffe der europäischen Textilbranche entwickelte.
Doch mit dem Rückgang der Segelschifffahrt und der Mechanisierung der Baumwollspinnerei verlor der Hanf mehr und mehr seine Bedeutung für die Textilindustrie. An die Stelle der Pflanze traten die Importfasern Jute, Sisal, Abaca und später auch synthetische Fasern. Nachdem Mitte des 19. Jahrhunderts zudem die Herstellung von Papier aus Holz zunehmend in den Vordergrund rückte, wurde Hanf auch für die Papierindustrie immer uninteressanter. Erst in den 90er-Jahren wurde Hanf vermehrt als Nutzpflanze wiederentdeckt – mittlerweile erobert die Pflanze aus technischen, ökologischen und ökonomischen Gründen stets neue Märkte.
Hanf als Rauschdroge
Dass Cannabis nicht nur als Nutzpflanze, sondern auch als Rauschmittel eingesetzt werden kann, ist nicht neu: Bereits vor über 2.000 Jahren entstandene Schriften berichten über die bewusstseinserweiternde Wirkung von Cannabis. Während man früher rituelle oder göttliche Kräfte dafür verantwortlich gemacht hat, konnte die Weiterentwicklung der Wissenschaft mittlerweile herausfinden, dass die berauschende Wirkung der Pflanze auf die sogenannten Cannabinoide zurückzuführen ist. Dies sind aktive Substanzen, die man vor allem in Hanfpflanzen wiederfinden kann.
Das Cannabinoid, was am meisten für den Rauschzustand verantwortlich ist, wird Tetrahydrocannabinol (kurz THC) genannt. THC ist stark psychoaktiv, löst also beim Konsum durch den Menschen einen bewusstseinsbeeinflussenden Effekt aus und kann unter Umständen zur Abhängigkeit führen. Aufgrund seiner berauschenden Wirkung werden seit mehreren Jahrzehnten verschiedene Drogen aus Cannabis hergestellt, vor allem allerdings Marihuana. Dazu werden die meist zerkleinerten Blütentrauben sowie die blütennahen Blätter der weiblichen Pflanze getrocknet. Im Anschluss ist ein Konsum über die Lunge oder über den Magen-Darm-Trakt möglich. Je mehr THC in der Droge enthalten ist, desto stärker ist der folgende Rauschzustand.
Bis in das erste Drittel des 20. Jahrhunderts war THC-haltiges Cannabis in Deutschland aufgrund seiner schmerzstillenden, beruhigenden und muskelentspannenden Folgen ein leicht verfügbares Medikament. Doch mit der deutschlandweiten Illegalisierung von Cannabis Mitte des 20. Jahrhunderts wurde Hanf nicht nur als Droge, sondern auch als Arzneimittel vom Markt genommen. Seitdem gelten sowohl der Erwerb als auch der Besitz und der Weiterverkauf von Marihuana und Co. grundsätzlich als rechtswidrig. Mittlerweile gibt es zwar wieder einige Ausnahmefälle, in denen THC-haltiges Cannabis als Medikament zugelassen wird, doch für die Allgemeinheit ist der Konsum weiterhin untersagt.
Hanf als Naturheilmittel
Dadurch, dass die Cannabispflanze vielfach mit Drogenmissbrauch gleichgesetzt wird, wissen viele Bürger gar nicht, dass es auch Hanfprodukte ohne Rauschwirkung gibt. Wie berauschend ein Produkt wirkt, hängt nämlich im Allgemeinen vom entsprechenden THC-Gehalt ab. Hanfarten, die einen geringen THC-Gehalt aufweisen, sind beispielsweise gar nicht für die Drogenherstellung geeignet und können in der Regel problemlos sowie legal konsumiert werden. Denn die restlichen im Hanf enthaltenen Cannabinoide sind weitaus weniger psychoaktiv als THC.
Zu diesen kaum psychoaktiven Cannabinoiden zählt beispielsweise das sogenannte Cannabidiol (kurz CBD). Es ist in den letzten Jahren vermehrt in den Blickpunkt der Medien gerückt, da es keinen Rauschzustand verursacht und trotzdem viele der positiven Eigenschaften der Hanfpflanze in sich vereint. CBD wird vor allem in Form von CBD Öl, unter Umständen allerdings auch in Kapselform aufgenommen. Dabei hat es auf den Konsumenten zum Beispiel eine entspannende, antioxidative und entkrampfende Wirkung – ganz natürlich, ohne Nebenwirkungen und vollkommen legal.
Es gibt zwar noch keine Langzeitstudien, doch verschiedene Forschungen schreiben der Substanz stark gesundheitsfördernde Kräfte zu. So soll CBD nicht nur bei Schlafproblemen oder Stress helfen können, sondern auch chronischen Krankheiten Linderung verschaffen. Mehrere an Epilepsie, Morbus Crohn oder Multiple Sklerose leidende Personen berichten bereits von einer Verbesserung ihres Krankheitsbildes. Auch bei Allergikern oder Asthmatikern kann eine tägliche Dosis CBD Öl für Linderung der Symptome sorgen. Man darf gespannt bleiben, wie sich die Hanfpflanze in Form von CBD Öl in den nächsten Jahren als Naturheilmittel bewähren wird.