„Eines Tages werde ich die Koffer packen und die Welt bereisen!“. Das ist der Plan! Nur noch nicht jetzt sofort. Erst das Studium beenden, auf die nächste Gehaltserhöhung warten oder darauf, dass die Kinder alt genug sind. Hand aufs Herz: Wir sind Weltmeister im Träume aufschieben. Langsam aber sicher läuft uns jetzt die Zeit davon.
Die Zeit läuft
Einmal alle 7 Weltwunder sehen, eine Woche auf den paradiesischen Malediven oder sich wie schwerelos im Wasser des toten Meeres treiben lassen. Damit solltet ihr euch beeilen, denn nicht nur der Zahn der Zeit, sondern auch der Klimawandel könnte uns bald einen Strich durch die Rechnung machen. Wir zeigen euch fünf Reiseziele, die es schon bald vielleicht nicht mehr geben wird.
1. Taj Mahal, Indien
Verbleibende Reisezeit: 5 Jahre
Dieses zwischen 1630 und 1650 erbautes Mausoleum war eine Liebeserklärung des Großmoguls Shah Jahan an seine verstorbene Frau und große Liebe Mumtaz Mahal. Das Grabdenkmal ist wohl die größte Touristenattraktion in Indien und Teil des Weltkulturerbes der UNESCO. Doch das Taj Mahal ist bedroht und das sogar doppelt. Es wurde auf einem Holzfundament erbaut, dass durch das Austrocknen des Flusses Yamuna langsam aber sicher verrottet. Die bedrohliche Lage äußert sich in rissigen Wänden und der Schieflage einiger Minarette. Experten geben dem Taj Mahal noch etwa 5 Jahre bis es geschlossen werden muss, damit keiner der 4 Millionen Besucher, die das Taj Mahal jährlich besuchen, gefährdet wird. Es würde umgerechnet etwa 80 Millionen Euro kosten, um den Fluss anzustauen, damit das Holzfundament befeuchtet wird und in Takt bleibt.
Die andere Gefahr, die diesem architektonischen Meisterwerk droht kommt aus der Luft. Die Luftverschmutzung ist in Indiens Städten ein großes Problem. Durch die Schadstoffe in der Luft färbt sich der schneeweiße Marmor gelb. Die indische Regierung hat Anfang 2007 somit alle Autos im Umkreis von 2 km rund um das Taj Mahal verbannt, sodass die Touristen nur noch in Fahrradrikschas und Pferdekutschen zum Gebäude gefahren werden.
Das gigantische Marmorgebäude hat Jahrhunderte von Kriegen und Naturkatastrophen überstanden und soll nun einem morschen Holzfundament und Luftverschmutzung zum Opfer fallen? Wir hoffen es nicht, denn eine Restaurierung wird in Erwägung gezogen.
2. Das tote Meer, Israel
Verbleibende Reisezeit: Weniger als 50 Jahre
Das tote Meer, welches eigentlich ein See ist, und sein Ufer sind der am tiefsten gelegene See und die tiefste, natürliche Landschaften der Erde. Das Wasser, welches 10 mal salziger ist als Meerwasser erlaubt kein Leben unter Wasser und gibt dem toten Meer damit seinen Namen. Da man wegen des hohen Salzgehalts beim schwimmen wie schwerelos im Wasser treibt, nicht untergeht und das Salz außerdem sehr gut für Haut und Atemwege ist, ist das tote Meer ein beliebtes Kur- und Touristenziel.
„Der Tod des toten Meeres“ wird es genannt. Das jährliche Absinken des Wasserspiegels um ca. 70 cm. Der See hat keinen Abfluss und nur einen Zufluss aus dem Jordan, aus dem immer weniger Wasser kommt, da dem Jordan mehr und mehr Wasser entnommen wird. Die umliegenden Gebiete verbrauchen zudem zu viel Wasser für Fabriken und Plantagen, heißt es. Über eine Lösung wird schon lange diskutiert, denn wenn nichts unternommen wird, ist in 50 Jahren nichts mehr vom toten Meer übrig. Ein Lösungsansatz wäre ein Kanal, der vom Roten oder Mittelmeer in den See gelegt wird und ihn mit Wasser versorgt.
3. Venedig, Italien
Verbleibende Reisezeit: Weniger als 70 Jahre
In der Gondel sitzen, während wir dem leise plätschernden Wasser und der angenehmen Stimme des Gondoliers lauschen, der eine klassische Serenade vorträgt. Von allen Städten werfen wir den verklärtesten Blick wohl auf Venedig. Die Lagunenstadt im Nordosten Venedigs ist aufgrund ihres einzigartigen Aufbaus und Architektur eines der beliebtesten Reiseziele Italiens.
Venedig sinkt im Jahr bis zu 2-4 mm und kippt dabei langsam in Richtung Nordosten. Das mag einem nicht viel erscheinen, allerdings ist die Stadt jetzt schon vier bis fünf mal im Jahr von Hochwassern bedroht, sodass bald eine vollständige Überflutung drohen könnte. Das Land plant fünf Meter dicke, 20 Meter breite und bis zu 30 Meter hohe Flutwälle, die Venedig im Falle einer Überflutung vom Meer abriegeln sollen. Dieses Projekt würde ca. 4 Milliarden Euro kosten. Forscher sind der Meinung, dass diese Wälle die vollständige Überflutung Venedigs aber nicht verhindern, sondern nur um einige Jahrzehnte hinauszögern würden.
4. Malediven
Verbleibende Reisezeit: Weniger als 100 Jahre
Die Malediven sind eines DER Traumreiseziele der Deutschen. Wer möchte denn nicht am schneeweißen Sandstrand in der Hängematte liegen und im sonnenerwärmten Wasser treibend die Seele baumeln lassen? Dieser Traum könnte schon bald vorbei sein, denn der Meeresspiegel steigt und der höchste Punkt der Inseln liegt bei 2,4 m. Würde der Meeresspiegel also nur um einen Meter steigen, versinken etwa 80 % der Trauminseln im Meer.
Was man dagegen machen kann? Leider nicht viel. Es wird versucht auf künstlichen Inseln mehr Wohnraum zu schaffen. Schließlich muss ein ganzes Volk umgesiedelt werden. Es wurde sich außerdem ein Vorbild am ebenfalls vom steigenden Meeresspiegel bedrohten Holland genommen, wo schon schwimmende Siedlungen entstanden sind. So sind auf den Malediven 185 schwimmende Villen gebaut worden. Die Kosten für ein solches Haus belaufen sich aber auf einen Millionenbetrag. Keine gute Lösung also für das normale Volk.
5. Glacier-Nationalpark, USA
Verbleibende Reisezeit: Weniger als 20 Jahre
Der Gletscher-Nationalpark in den Rocky Mountains liegt an der Grenze zu Kanada und lädt auf über 4000 m² mit Gletschern, 200 Wasserfällen und 712 Seen zum Staunen ein. Der Park beheimatet neben Bewohnern wie Bären oder Bergziegen unglaublich viele verschiedene Vogel- und Pflanzenarten.
Die globale Erwärmung verschont auch diese Gletscher nicht, was eine dramatische Veränderung des Ökosystems zur Folge hätte. Spätestens im Jahre 2030 soll der Gletscher komplett abgeschmolzen sein.
Fazit
Für jedes Problem gibt es eine Lösung. Oder? Nicht immer, denn obwohl der Klimawandel viel ernster genommen wird als noch vor ein paar Jahren, geht der Ernst für die Sache irgendwo zwischen Geldgier und Massentourismus verloren. So wie die, wohl am stärksten vom Klimawandel betroffenen Malediven, die vergleichsweise erschreckend wenig dafür tun. Und obwohl es bei den meisten Zielen noch über 20 Jahre dauert: Wer will eine der romantischsten Städte der Welt kurz vor ihrem Untergang erleben oder mit schwerem Herzen vor dem traurigen Rest des ehemalig riesigen Eisgiganten stehen und die warme Luft einatmen, die ihn zum schmelzen gebracht hat. Nehmen wir diese Eindrücke mit, solange es sie noch gibt. Unsere Koffer sind gepackt!