Stillen: Weit mehr, als nur gesunde Nahrung fürs Kind

Stillen: Weit mehr, als nur gesunde Nahrung fürs Kind

Spätestens in den letzten Tagen vor der Geburt stellen sich viele werdende Mütter ein paar unvermeidliche Fragen: Wie funktioniert das mit dem Stillen eigentlich genau? Muss ich mich in dieser Zeit anders ernähren? Und wie lange sollte ich meinem Kind Muttermilch geben? Leider können manche Zeitschriftenartikel, Social-Media-Foren und auch Gespräche am Arbeitsplatz hier zu großer Verunsicherung beitragen. Dabei sind die richtigen Antworten rund ums Stillen nicht allzu schwierig.

Wie lange sollte mein Baby gestillt werden?

Die Frage, wie lange das eigene Kind gestillt wird, hängt eng mit dem individuellen Lebensentwurf der Mutter und der persönlichen Familiensituation zusammen. In Deutschland und anderen hochtechnisierten Ländern hat die durchschnittliche Stilldauer in den letzten Jahrzehnten abgenommen. Grund dafür ist die politisch motivierte Absicht, Frauen nach der Geburt so schnell wie möglich wieder einer umfassenden Erwerbstätigkeit zuzuführen. Dass junge Mütter auf diese Weise aber nicht nur um die vielleicht schönste (und durch nichts zurückholbare!) Zeit mit ihrem Kind gebracht werden, gerät dabei leider in Vergessenheit. Erst seit einigen Jahren wird mehr und mehr Frauen klar, dass die Rückkehr in den Beruf nicht unbedingt schon nach einem Jahr (oder gar bereits nach 6 Monaten) passieren muss. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) jedenfalls empfiehlt allen Frauen weltweit, mindestens zwei Jahre zu stillen. Gestützt wird dieser Rat auf wissenschaftlichen Studien über die ersten tausend Tage im Leben eines Babys – der Zeit von der Empfängnis bis zum zweiten Geburtstag also. Forscher haben nämlich herausgefunden, dass die richtige Ernährung in Kombination mit anderen Faktoren überaus tiefgreifende Auswirkungen auf das Wachstum und die langfristige physische und psychische Gesundheit von Kindern hat.

Welche Vorteile hat langes Stillen?

Stillen ist in mehrfacher Hinsicht überaus wichtig für Säuglinge und Kleinkinder. So ist Muttermilch auch dann noch viel mehr als nur ein „ergänzendes Getränk“, wenn das Baby im Alter von rund sechs Monaten beginnt, feste Nahrung zu sich zu nehmen. Denn über die Muttermilch bekommt das Kind wichtige Kalorien und Nährstoffe zugeführt, die für eine gesunde Entwicklung sehr vorteilhaft sind. Außerdem gehen über die Muttermilch Antikörper gegen Erkrankungen auf das Baby über und schützen es so vor Infekten. Hinzu kommt die Tatsache, dass durch das Stillen eine große Nähe entsteht, die sich positiv auf das seelische Gleichgewicht von Mutter und Kind auswirkt.

Wie sollte das Baby zum Stillen angelegt werden?

Anfangs ist das Stillen am besten in zurückgelehnter Position sinnvoll. Aufgrund seiner angeborenen Reflexe kann das Baby so ganz von allein die Brustwarzen finden. Unverzichtbar bei dieser Position ist, dass der Körper des Kindes sich auf dem Körper der Mutter befindet. Mutter und Baby sollen dabei bequem liegen und sich wohlfühlen können. Ein Stillkissen kann helfen die gewünschte Stillposition zu halten, ohne dass Arme und Beine Ermüdungserscheinungen zeigen. Wichtig ist hierbei, dass das Material geruchs- und schadstofffrei ist. Oft spielt sich die „Kooperation“ zwischen Mutter und Kind rasch ein und das Anlegen gelingt schon nach wenigen Tagen ganz von selbst. Wichtig für gelingendes Stillen ist zudem eine ruhige und entspannte Atmosphäre. Mutter und Kind sollten sich ganz auf sich konzentrieren können und nicht durch störenden Lärm oder Unruhe abgelenkt werden.

Stillen Position
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Was tun bei einem Milchstau?

Trotz aller Obacht und einer positiven Still-Atmosphäre kann es zu einem Milchstau kommen. Symptome sind meist lokale Schmerzen und Verhärtungen in der betroffenen Brust. In einem solchen Fall gilt es, sich nicht verunsichern zu lassen, sondern zügig die richtigen Gegenmaßnahmen einzuleiten. Dies können sein:

  • Vor dem Stillen einen feuchtwarmen Waschlappen auf die betroffene Brustseite legen (zur Anregung des Milchflusses)
  • Nach dem Stillen kühle Umschläge wie z. B. einen Quarkwickel auflegen (zur Schmerzminderung)
  • Versuchen, beide Brüste abwechselnd und gleich lange zum Stillen zu nutzen
  • Sich Ruhe gönnen!

Wichtig: Sollte der Milchstau nicht rasch abklingen, empfiehlt sich die Rücksprache mit Frauenarzt oder Hebamme. Manchmal müssen zusätzliche Hilfsmittel zum Einsatz kommen, um das Kümmernis rasch zu beseitigen.

Ernähren und Verhüten während der Stillzeit – wie geht das?

Während der Stillzeit sollte die Ernährung ausgewogen und nährstoffreich sein. Grundsätzlich ist alles erlaubt, was schmeckt. Tabu sind in jedem Fall aber Alkohol und Nikotin. Auch mit Nahrungsergänzungspräparaten sollten junge Mütter vorsichtig sein. Bezüglich der Verhütung gilt: Stillen stellt keinen sicheren Schutz vor einer erneuten Schwangerschaft dar. Wegen der möglichen Risiken von Antikonzeptiva sollte aber in jedem Fall auf hormonelle Verhütungsmittel verzichtet und vorzugsweise auf natürliche Möglichkeiten wie etwa Kondom oder Diaphragma zurückgegriffen werden.

Wie gelingt das Abstillen?

Ist der richtige Zeitpunkt für das Abstillen gekommen, macht das Kind in aller Regel von selbst darauf aufmerksam. Es will immer seltener an die Brust, wodurch die Milchproduktion langsam zurückgeht. Je weniger das Kind an der Brust trinkt, umso weniger Muttermilch wird gebildet. Gegebenenfalls kann dieser Prozess durch Pfefferminz- oder Salbeitee unterstützt werden, den die Mutter zu sich nimmt. Im Allgemeinen gelingt das Abstillen ohne große Probleme, sobald die Zeit dafür gekommen ist.

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