Kontaktlos agieren. Wie einfach ist das wirklich?

Kontaktlos agieren. Wie einfach ist das wirklich?

Seit über einem Jahr predigt die Bundesregierung beinahe schon gebetsmühlenartig, dass Abstandhalten die neue Art ist, Nähe und Fürsorge zu zeigen. Wer sich von anderen fernhält und Kontakte so gut es geht reduziert, entzieht dem Coronavirus den Nährboden und hilft so aktiv dabei, das Infektionsgeschehen einzudämmen. Aber wie einfach ist es in der Praxis, so kontaktlos wie möglich zu agieren? Die folgenden Tipps können zeigen, welche kontaktlosen Optionen es gibt – was präventiv oder gar, wenn eine Quarantäne erhängt wird, wahrlich gut zu wissen ist. Bei der Recherche hat sich nämlich gezeigt: Es geht online und lokal!

Lebensmittel aus dem bekannten Umfeld ordern

Supermarkt Online
Abbildung 1: Vor der Corona-Pandemie gab es zwar Online-Supermärkte, doch das Sortiment war unbekannt und die Logistik war schwierig. Heute bitte auch regionale Märkte Click und Collect oder Lieferungen nach Hause an.

Für viele ist das Einkaufen im stationären Handel mühsam geworden. Die FFP2-Maske schränkt das Sichtfeld ein und behindert die freie Atmung. Zudem können weitere Auflagen des Handels – wie etwa die Pflicht einen Wagen durch den Laden zu schieben, auch wenn nur zwei Produkte eingekauft werden – das Einkaufsverhalten trüben. Von der Infektionsgefahr einmal ganz abgesehen. Doch welche Optionen gibt es, kontaktlos (und lokal) einzukaufen?

Bemühungen von diversen Anbietern, einen Online-Supermarkt auf die Beine zu stellen, scheiterten in der Vergangenheit häufig an der logistischen Herausforderung, denn: Gerade Ware, die gekühlt transportiert und zugestellt werden muss, ist entweder schwer zu haben oder recht teuer im Versand. Eine Alternative könnte das Click-and-Collect-Modell sein, dass diverse Supermarktketten anbieten. Dahinter verbirgt sich die Idee, eine Einkaufsliste online zu versenden und nur noch zur Abholung in den Laden zu gehen. Das spart die Zeit beim Zusammensuchen der Produkte und reduziert die Kontakte auf ein Minimum.

Rewe beispielsweise bietet das Modell für einen geringen Aufpreis von gerade mal zwei Euro an, heißt es in diesem Branchenbericht. Für Rewe-Kunden hat das den Vorteil, dass sie das gewohnte Sortiment zur Auswahl haben, Kontakte aber deutlich reduzieren. Für den Fall einer Quarantäne muss dann die Lieferung nach Haus hinzugebucht werden.

Medikamente ordern – geht das auch auf Rezept?

Ja, heißt es zum Beispiel in diesem Onlineshop. Die Hohenzollern Apotheke ermöglicht den Upload des Rezept online, so dass das, was der Arzt verschrieben hat, ebenso gekauft werden kann wie in einer „normalen“ Apotheke im Ort – allerdings eben kontaktlos.

Apotheke Online
Abbildung 2: Medikamente lassen sich bereits seit geraumer Zeit online ordern. Neu ist seit der Corona-Pandemie die Option, bei der Apotheke vor Ort zu bestellen.

Die Hohenzollern Apotheke ist dabei nicht die klassische Online-Apotheke ohne Anlaufstelle, sondern setzt die Idee um, online zu kaufen und dennoch lokal zu agieren. Zumindest ist das für die Menschen aus Münster möglich, denen die Arzneimittel dann sogar kostenlos zugestellt werden. Übrigens: Per Online-Rezept können nicht nur Medikamente geordert werden, sondern auch FFP2-Masken werden – per Upload des Berechtigungsscheins – postalisch und damit kontaktfrei zugestellt. Über die Möglichkeit, bereits das Rezept kontaktfrei zu erhalten, informiert die Stiftung Warentest in diesen gesammelten Tipps zum Thema Videosprechstunde. Möglich ist ein Besuch in einer Videosprechstunde dann, wenn der Arzt oder Therapeut einen Videodienst nutzt, der von der KBV zugelassen ist. Zudem ist die entsprechende, technische Ausrüstung nötig – also ein internetfähiges Endgerät mit Kamera, Lautsprecher und Mikrofon. Wann die Videosprechstunde ein adäquater Ersatz für den Gang in die Praxis ist, das hängt natürlich von der Erkrankung ab. Beratungsleistungen sind grundsätzlich möglich, Untersuchungen sind nicht kontaktfrei möglich.

Zwischenfazit: Die Grundversorgung ist gesichert – wenn auch mit Einschränkungen

Wenn Lebensmittel, Hygieneartikel und Medikamente reibungslos online und lokal geordert werden können, kann man durchaus davon sprechen, dass die Grundversorgung gesichert ist – auch in der Zeit, in der kontaktlos zu agieren ist. Einschränkungen sind jedoch auch zu verkraften, denn die frischen Brezen oder Plunderteilchen vom Lieblingsbäcker gibt es kontaktfrei ebenso wenig wie die Frischwurst vom örtlichen Metzger. Wer streng kontaktfrei leben möchte, wird nicht zum Bauer fahren und dort Eier kaufen. Auch der Besuch beim regionalen Markt ist dann tabu. Denkbar wären Alternativen wie der Bring-Service von Gemüsehändlern und Gärtnern aus dem Ort.

Museum Online
Abbildung 3: Ein Museum exklusiv zu besuchen? Das wäre wohl die einzige Möglichkeit, um hier „kontaktfrei“ zu bleiben. Allerdings bieten mittlerweile auch viele Museen Online-Angebote.

Eingeschränkt ist man mit der Idee kontaktlos zu agieren allerdings vor allem dann, wenn es darum geht, etwas zu „erleben“. Doch auch dafür haben sich einige Anbieter mittlerweile ein tolles Konzept ausgedacht, denn einige Museen haben in der Krise ein attraktives Angebot auf die Beine gestellt. Diesem Bericht über die Museumslandschaft zufolge seien online nun das Museum of the World erlebbar sowie das Rijksmuseum in Amsterdam, das Musée d’Orsay in Paris, das Museo Frida Kahlo in Mexico City, das Albertina in Wien, das National Museum of Modern und Contemporary Art in Seoul sowie das Pergamonmuseum in Berlin und viele weitere. Wer also etwas recherchiert kann kontaktlos sogar Kunst und Kultur weltweit erleben – ohne dafür in die Ferne reisen zu müssen.

Wer dann die Museenlandschaft virtuell erlebt hat, muss sich mitnichten zuhause langweile, denn es gibt auch Sport- und Fitnessangebote, die den Kontaktbeschränkungen Rechnung tragen oder die Option, dem Schweinehund Contra zu bieten und endlich eine Weiterbildung anzugehen, für die sonst kaum Zeit war.

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