E-Zigaretten – neuer Gesundheitskiller oder Hilfe beim Rauchentzug?

E-Zigaretten – neuer Gesundheitskiller oder Hilfe beim Rauchentzug?

Immer häufiger sieht man Menschen an Straßenecken stehen oder in Kneipen sitzen, die an schmalen, flötenähnlichen Gegenständen ziehen und dabei in feinen Dampf gehüllt sind. E-Zigaretten liegen im Trend, auch wenn die Zahl derjenigen, die sie nicht nur ausprobieren, sondern auf Dauer verwenden, derzeit noch gering ausfällt. Damit ist auch der Umsatz mit den Verneblungsgeräten selbst und dem nötigen Zubehör in den letzten Jahren stark gestiegen.

Als Argument dient den Befürwortern der Alternative zum Glimmstängel, dass E-Zigaretten deutlich gesünder seien und sogar dabei helfen könnten, vom Rauchen loszukommen. Doch ist das mehr als Werbung der Hersteller von E-Zigaretten und sogenannten „Liquids“, die damit verdampft werden?

Um diese Frage zu beantworten lohnt sich ein Blick auf wissenschaftliche Studien und Umfragen zum neuen Rauchertrend.

Sind E-Zigaretten schädlich? – Übersicht zur Studienlage

Seit mehreren Jahren wird eifrig über mutmaßliche Gefahren von E-Zigaretten gestritten. Dabei besteht eine Schwierigkeit darin, dass es noch vergleichsweise wenige Studien zu diesem Thema gibt – schlicht und einfach, weil die E-Zigarette noch eine junge Erfindung ist. Gerade langfristige Auswirkungen des Konsums sind deshalb bisher noch nicht untersucht. Dennoch lassen sich einige Studienergebnisse zusammentragen, die ein erstes Bild ermöglichen.

Die Verwendung von E-Zigaretten hat den Vorteil, dass dabei keine schädlichen und krebserzeugenden Verbrennungsprodukte entstehen, das stellte auch eine Übersicht über verschiedene Studien in der jüngsten Vergangenheit noch einmal fest. Die Anzahl von Schadstoffen in untersuchten Aerosolen und Liquids war demnach vergleichsweise gering, vor allem im Vergleich mit herkömmlichen Zigaretten.

Auf der anderen Seite wies eine unlängst im Magazin „Chest“ veröffentlichte Studie erstmals negative Auswirkungen von E-Zigaretten auf die Atmungsorgane nach. In erster Linie verantwortlich gemacht wird dafür Propylenglykol.

Die Leiterin der Stabsstelle Krebsprävention im Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) betonte in einem Interview der Wirtschaftswoche gegenüber, dass es sich dabei um nichts anderes als Frostschutzmittel handle, ein Stoff, den wohl die wenigsten freiwillig einatmen möchten.

Dass die Chemikalie teilweise auch in Lebensmitteln oder Medikamenten eingesetzt werde, bedeute nicht, dass es harmlos sei, sie einzuatmen. Schließlich warnen die Hersteller von Propylenglykol ausdrücklich vor dem Inhalieren.

Und wie sieht es mit dem Passivrauchen aus? Auch hier sind noch viele Fragen offen, vor allem in Bezug auf das Propylenglykol. Eine Untersuchung am Fraunhofer Wilhelm-Klauditz-Institut ergab, dass bei der Verwendung von E-Zigaretten weniger organische Verbindungen freigesetzt werden als durch herkömmliche Zigaretten.

Fakten zur Studienlage im Überblick:

  • Es entstehen keine schädlichen Verbrennungsprodukte
  • Propylenglykol schadet den Atmungsorganen
  • Nach aktueller Studienlage sind E-Zigaretten offenbar auch weniger schädlich für die Umwelt

Lässt sich im Vergleich zum herkömmlichen Rauchen die Gesundheit schonen?

Die oben dargelegten Untersuchungsergebnisse lassen bereits den Schluss zu, dass E-Zigaretten deutlich weniger schädlich sind als herkömmliche Glimmstängel. Zu diesem Ergebnis kommt die bereits erwähnte Übersicht über verschiedene Studien. Demnach gibt es auch Hinweise darauf, dass E-Zigaretten wirklich dazu beitragen könnten, dass Raucher von ihrer Sucht langfristig loskommen. Ob sie darin allerdings einer Kombination von Nikotinersatzpräparaten und einer professionellen Beratung das Wasser reichen können, ist fraglich.

Solange die gesundheitlichen Auswirkungen von E-Zigaretten nicht ausreichend geklärt sind, sind Aussagen dazu nur bedingt möglich. Denn je nachdem, wie sich das Propylenglykol langfristig auf den menschlichen Körper auswirkt, könnte dies die Vorteile von E-Zigaretten gegenüber herkömmlichen Zigaretten schnell zunichtemachen oder zumindest relativieren.

Auch inwiefern die Verwendung von E-Zigaretten ansteckend sein kann, ist umstritten. Eine Untersuchung von Medizinern an der Universität Chicago ergab, dass das Bild von einer Person, die eine E-Zigarette verwendet, bei anderen Menschen die Lust auslösen kann, ebenfalls eine solche zu nutzen – dasselbe gilt natürlich für herkömmliche Zigaretten.

Mittlerweile werden zudem sogar bereits Vorrichtungen angeboten, die den Dampf auch ohne Vaporizer in der Raumluft verbreiten.

Menschen, die von herkömmlichen Zigaretten auf E-Zigaretten umsteigen möchten, sollten deshalb beachten:

  • E-Zigaretten sind voraussichtlich weniger schädlich als normale Glimmstängel, ausreichend geklärt ist dies aber noch nicht.
  • Vor allem die langfristigen Folgen von Propylenglykol sind noch unsicher.
  • E-Zigaretten helfen möglicherweise dabei, mit dem Rauchen aufzuhören. Ob sie sich dabei mit Nikotinersatzpräparaten und anderen Methoden messen können, ist aber fraglich. Grundsätzlich sind Selbstversuche in der Regel weniger erfolgreich als solche unter Anleitung.

Am gesündesten ist immer noch das Nichtrauchen. Wer von herkömmlichen Zigaretten loskommen möchte, tut am besten daran, ganz mit dem Rauchen aufzuhören. Das „Dampfen“ ist nur bedingt eine Alternative. Raucher, die dies nicht schaffen, können das Gesundheitsrisiko eventuell durch E-Zigaretten mindern.

Wer klare Aussagen zu den gesundheitlichen Auswirkungen von E-Zigaretten sucht, muss sich derzeit noch in Geduld üben. Vermutlich sind diese weniger gravierend als bei herkömmlichen Zigaretten.


Bildnachweis: Thinkstock / iStock / leszekglasner

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