Herausforderung als Chance? Die E-Zigaretten-Industrie im Corona-Modus

Herausforderung als Chance? Die E-Zigaretten-Industrie im Corona-Modus

Die Pandemie traf alle Branchen der Wirtschaft weltweit völlig unerwartet und teils mit großer Wucht. Auch einer der stärksten Wachstumsmärkte der letzten Jahre, die E-Zigaretten-Branche, ist davon nicht ausgenommen, doch gleichzeitig bietet die Situation Raum für neue Perspektiven.

Coronakrise als erste Zäsur eines Erfolgsmodells

Zuwachsraten im zweistelligen Prozentbereich waren für die Händler und Hersteller im E-Zigaretten-Markt fast zum Standard geworden. Nur wenig schien die Trendprodukte von weiteren Zielgruppen abhalten zu können, nicht einmal die immer strengeren Regulierungen, die aktive Werbung praktisch unmöglich machten.

Dann jedoch erschien SARS-CoV-2 und brachte das Gefüge der Welt innerhalb weniger Monate ins Wanken. Dass das Corona-Virus, dessen Symptome in erster Linie die Lunge betreffen, gleich mehrere Auswirkungen auf die Vaping-Branche haben sollte, liegt daher auf der Hand. Dies begann im Februar aus rein logistischer Sicht, da China das wichtigste Herstellungsland ist und die Lieferketten von dort schlagartig unterbrochen wurden.

Direkt darauf folgte eine sinkende Nachfrage nach den Produkten, die unter gesundheitlichen Aspekten plötzlich kritischer denn je betrachtet wurden – obwohl die E-Zigarette als wesentlich weniger schädliche alternative zur Tabak-Zigarette gilt. Ebenso hatte die phasenweise Schließung der lokalen Fachhandelsgeschäfte Auswirkungen, schließlich sind bei der E-Zigarette Offline-Anlaufpunkte nach wie vor sehr wichtig, da die persönliche Beratung für Neukunden kaum verzichtbar ist und viele Dampfer sich durch die geschlossenen Vaper-Stores online mit ihren “Gütern des täglichen Bedarfs” eindecken mussten.

Schritt für Schritt: Verantwortliche reagierten schnell und strukturiert

Die ersten Monate des Jahres 2020 brachten somit auch für die normalerweise boomende Industrie einen ganzen Berg voller Schwierigkeiten mit sich. Umso interessanter ist der Blick darauf, wie die Beteiligten reagierten, um aus der Notsituation ein noch stärkeres Fundament für die Zukunft zu bauen.

In Sachen Zuliefererketten und Versorgung zeigte sich ein schnelles Umdenken: Das sogenannte Just-in-Time-Prinzip, das in beinahe allen Bereichen fest etabliert war, verlor seinen Status als oberste Prämisse, anstelle dessen sind größere Lagervorräte wieder angesagt. Dies gibt der Branche eine krisensichere Grundlage, die nicht mehr ganz so extrem von punktgenauem Timing abhängt.

Innerhalb der Geschäfte wurden passende Hygienekonzepte umgesetzt, sodass der Kundenverkehr weiterhin stattfinden kann, und zwar unter möglichst sicheren Bedingungen. Währenddessen stellten sich die Online Shops auf, um Risikopatienten, Kunden in Quarantäne oder generell vorsichtige Menschen weiterhin versorgen zu können.

Die Frage, ob die E-Zigarette deswegen um ihren Status als erste Alternative zur Zigarette fürchten muss, stellt sich also auch in diesem Jahr vorerst nicht. Laut einhelligen Erfahrungsberichten ist dieses Vorhaben geglückt, denn der Nachschub ist seit Monaten lückenlos gewährleistet; Klagen, dass die gewünschten Produkte nicht mehr erhältlich seien, sind schließlich keinesfalls die Regel.

Trotz ausgefallener Veranstaltungen: Händler zeigen sich optimistisch

Und selbst die Dinge, die in diesem Jahr ersatzlos entfallen mussten und müssen, regen die Branche zum Blick nach vorne an. Dies betrifft in erster Linie die Fachmessen: Die Veranstaltungsbranche wurde am härtesten von der Pandemie getroffen und auch für Anbieter und Nutzer von E-Zigaretten standen Messen stets fix im Kalender.

Für 2020 zeichnete sich früh ab, dass jegliche Planung überflüssig sein würde, da die Veranstaltungen unter keinen Umständen stattfinden könnten. Doch auch wenn die negativen Folgen zunächst offensichtlich sind, löst das Nachholpotenzial Hoffnung aus. Für Events dieser Art gilt schließlich, dass aufgeschoben noch lange nicht aufgehoben ist. Und hört man sich in der Szene um, so scheint die Lust auf baldige Zusammenkünfte durch die Ausfälle umso stärker geworden zu sein.

Ob all dies unter Einhaltung der gängigen A-H-A-Regel stattfinden wird, lässt sich derzeit noch nicht beantworten. Priorität hat diese Frage ohnehin nicht, da es aktuell um das große Ganze geht. Aus Sicht der Händler werden die Zukunftschancen von beinahe der Hälfte als „gut“ eingestuft, fast ein Viertel sieht sie sogar als „sehr gut“. Gemessen an dem Weg, den die E-Zigarette in den letzten zehn Jahren zurückgelegt hat, scheinen sich diese Prognosen bewahrheiten zu können, falls der moderne, flexible Zeitgeist auch bei kommenden Herausforderungen unter Beweis gestellt wird.

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