Weiberfastnacht – Geschichte und Tipps zur Vorfeier von Karneval

Weiberfastnacht – Geschichte und Tipps zur Vorfeier von Karneval

Die Weiberfastnacht findet traditionsgemäß immer am Donnerstag vor Aschermittwoch statt. Der Termin fällt somit stets zwischen dem 29. Januar und dem 4. März. Er symbolisiert heute den Übergang vom Sitzungs- zum Straßenkarneval. Je nach Region oder Mundart wird die Weiberfastnacht auch als Altweiberfastnacht, Altweiberfasching oder einfach als Altweiber bezeichnet. Im alemannischen Raum ist dies der sogenannte „Schmotzige Dunschtig“.

Die Entstehung der rheinischen Weiberfastnacht

[dropcap]U[/dropcap]rsprünglich war der Karneval reine Männersache. Dies änderte sich im Jahre 1824, als die Wäscherinnen im Bonner Stadtteil Beuel das „Alte Damenkomitee von 1824 e. V.“ gründeten und sich somit ihre Teilnahme an den Straßenumzügen erstritten. Während anderswo sich die Weiberfastnacht immer mehr zu einer Vorfeier des eigentlichen Straßenkarnevals entwickelte, blieb sie in Beuel die Hauptsache. Noch heute stürmen in einem großen Weiberfastnachtsumzug die „Beueler Wäscherprinzessinnen“ das Beueler Rathaus und übernehmen für die Zeit Straßensession symbolisch die Macht. Auch in anderen rheinischen und westfälischen Städten und Gemeinden sind die Rathauserstürmungen durch die Frauen zu einem festen Bestandteil geworden. Im Kölner Raum ist der Tag der Weiberfastnacht mittlerweile zu einem inoffiziellen Feiertag geworden. Spätestens ab der Mittagszeit wird hier die Arbeit vielerorts niedergelegt und in den Bars und Kneipen kostümierst gefeiert. Allerdings lässt sich daraus nicht automatisch ein Rechtsanspruch auf einen karnevalsfreien Tag ableiten.

Der alemannische Schmotzige Dunschtig

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Das alemannische Pendant zur rheinischen Weiberfastnacht ist der Schmotzige Dunschtig. Allerdings hat dieser „Schmutzige Donnerstag“ nicht wirklich etwas mit Schmutz oder Unrat zu tun. Der Ausdruck „schmotzig“ geht in seinem Ursprung nach auf den alemannischen Begriff „Schmotz“ zurück, der sich mit Fett oder Schmalz übersetzen ließe. Denn historisch gesehen war dies der letzte Tag bevor die eigentliche Fastenzeit begann. Danach war beispielsweise Fleisch bis zur Osterzeit als Mahlzeit tabu. Traditionell werden an diesem Tag die sogenannten Fasnetsküechle oder Krapfen gegessen. Dieses in Fett gebackene Hefegebäck ist in anderen Regionen auch als Schmalzkuchen oder Mutzen bekannt.

Die klösterliche Paffenfastnacht

Die Geschichte kennt allerdings noch andere Begebenheiten, die sich im Vorfeld der liturgischen Fastenzeit zugetragen haben. So wurde in den Klöstern rund um Köln seit dem Mittelalter die sogenannte „Pfaffenfastnacht“ zelebriert. Oftmals soll es hier recht opulent zugegangen sein, insbesondere in den Nonnenklöstern. Ein Bericht aus dem Jahre 1729 betreffs des Benediktinerklosters St. Mauritius erwähnt, dass die Fastnacht von den Nonnen voller Lust und in Verkleidung gefeiert wurde. Während sie am Tage tanzten und umhersprangen, wurde des Nachts, wenn sich die Äbtissin zu Ruhe begeben hatte, eifrig Kaffee und Tee getrunken und Dame gespielt. Mit dem Einzug und der Besetzung des Rheinlandes durch die französischen napoleonischen Truppen 1794, wurden im Anschluss alle Klöster säkularisiert und damit aufgelöst. Und so verschwand auch die Pfaffenfastnacht.

Alte und neuere Bräuche während der Weiberfastnacht

Einen weiteren alten Brauch zur Weiberfastnacht erzählt die Geschichte von den Marktfrauen des Kölner Altermarktes. Dort rissen sich die Frauen an jenem Tag gegenseitig die Mützen und Hüte vom Kopf. Dies wurde als „Mötzebestot“ („Mützenbestapelung“) bezeichnet. Der Hintergrund dieses Brauches war der, dass eine Frau, wenn sie heiratete oder ins Kloster ging, „unter die Haube gebracht“ wurde. Diese Tradition verschwand allerdings wieder um 1890.

Ein weiterer Brauch aus der Geschichte des Karnevals entstand vermutlich nach dem Zweiten Weltkrieg in Bonn. Zu dieser Zeit wurde Bonn die Hauptstadt der Bundesrepublik Deutschland. Und hier sollen die Sekretärinnen irgendwann angefangen haben, ihren schlipstragenden männlichen Kollegen in den Ministerien, während des Karnevals, die Krawatte abzuschneiden. Dieser Brauch verbreitete sich allmählich über die Grenzen Bonns hinaus und wurde allgemein Usus während Weiberfastnacht. Als Gegenwert erhielt das männliche Opfer einen Kuss. Allerdings sollten sich die „Möhnen“ vorher beim potenziellen Opfer das entsprechende Einverständnis einholen, da ansonsten diese Geschichte auch schnell als Sachbeschädigung gewertet wird und eine Schadensersatzleistung nach sich zieht. Da aber seit einigen Jahren die Modewelt der Männer immer mehr zum Krawattenlosen Outfit tendiert, ist dieser Brauch tendenziell eher rückläufig.

Fazit zur Weiberfastnacht

Testumgebung aktiviert!

Schon während der Antike feierten die Frauen wenigstens an einem Tag im Jahr entsprechende Feste, an denen sie die Enge ihres Alltages verlassen konnten und so richtig mal über die Stränge schlugen. Auch schon zur dieser Zeit wurden einige bestimmte Auswüchse mit fassungslosen Kopfschütteln quittiert. Diese Feiertradition setzte sich im Mittelalter weiter fort, allerdings blieben sie meist hinter den Klostermauern verborgen. Etwaige Ausschweifungen wurden durch zusätzliche Mythen entsprechend erotisiert und übertrieben.

Im 19. Jahrhundert geriet das soziale Umfeld während der zunehmende Industrialisierung immer mehr in Bewegung. Davon waren insbesondere auch die Frauen betroffen. Manche Bräuche und Traditionen während der Weiberfastnacht sind auch als ein Aufbegehren gegen die dominat geprägte Männerwelt zu verstehen. Im heutigen emanzipierten (zugebender Maßen noch nicht perfekten) Alltagsleben sind solche „Narreteien“ zum bloßen Brauchtum verkommen. Die Geschichte ihrer Entstehung ist meist weitgehend vergessen.

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